Freitag, 7. Januar 2022

Rückblick auf die Tomatensaison 2021

 

Die Planung für die kommende Saison fängt langsam an und beginnt mit einem kritischen Rückblick auf das letzte Jahr. Mit dem neuen Foliengewächshaus im Gemüsegarten und dem Tomatenhaus an der Westseite des Holzstadels gab es viel Platz um neue Tomatensorten auszuprobieren.

 
Die Tomaten an der Südseite sind bis zum Fenster im ersten Stock gewachsen

Insgesamt habe ich über 40 Tomaten in 32 verschiedenen Sorten gepflanzt, von der winzigen 'Bianca' zu 'Arche Noah Ochsenherz'. Insgesamt war der Ertrag gut, es dürften an die hundert Kilo Tomaten gewesen sein. Etwa 20 Kilo davon haben wir getrocknet, die warten nun in Gläsern auf die Weiterverarbeitung zu Tomatenpesto (als Brotaufstrich) und anderen Leckereien. Den Sommer über gab es kaum ein Gericht, in dem keine frischen Tomaten verarbeitet wurden. Die letzen nachgereiften Tomaten gab es an Weihnachten.

Warum trotz des allgemein schlechten Tomatenjahres hier erst im Spätherbst Braunfäule auftrat wird wohl im wesentlichen zwei Gründe haben - erstens wurden auf dem Grundstück vielleicht nie, zumindest lange keine Tomaten angebaut, zweitens habe ich nachts außer bei drohendem Frost immer die Türen / Folien offen gehabt, also nur Regenschutz und kaum Kälteschutz für die Pflanzen.

 

'Costoluto'

Etwa zehn Sorten möchte ich für dieses Jahr selbst ziehen und dann noch durch einzelne gekaufte Pflanzen ergänzen.

Folgende Sorten möchte ich in diesem Jahr unbedingt anbauen - guter Geschmack ist Grundvoraussetzung!

'Mexikanische Honigtomate' - wüchsige, robuste, reich tragende Kirschtomate mit sehr leckeren süßen Früchten, tolle "Naschtomaten" die kaum den Weg in die Küche fanden

'Hato' - frühe Freilandtomate mit  gutem Ertrag, stand halbwegs regensicher in einem Container am Haus (Achtung, die gibt es auch als Hybridsorte im Handel, ich habe die samenfeste)

'Costoluto Florentino' relativ frühe, wüchsige, stark gerippte Fleischtomate mit gutem Ertrag. Die Früchte der Pflanze an der Hauswand (Südseite, regengeschützt) schmeckten besser als die aus dem Folienhaus (zweitriebig gewachsen, sehr guter Ertrag), die Pflanze an der Westseite hatte einen geringeren Ertrag

'Arche Noah Ochsenherz' spätere, saftige und wunderbar "fleischige" Fleischtomate, toll in Stücken in gemischten Salaten, auch in dicken Scheiben als Caprese


Würzige Fleischtomate 'Black ad Red Boar'


'Black and Red Boar' rot-grün geflammte  Fleischtomate mit sehr würzigem Geschmack und einer überraschen rauchigen Note.  Wohl nicht jedermanns Sache, aber wir fanden sie hervorragend - der Ertrag war eher niedrig

'Russische Fleischtomate' sehr robuste späte Sorte, gut lagerfähig und auch noch im Dezember lecker als aufgeschnittene rohe Tomaten

'Rispentomate' - unbekannte Sorte, selbst nachgezogen, hoher Ertrag an langen Rispen, sehr gut draußen an der Sonnenseite (kein Sonnenbrand), sehr gut zum Trocknen

 


 

 'Yellow Submarine'  tropfenförmige gelbe, verlässliche Sorte mit kleinen aromatischen Früchten

'Yellow Submarine' vor der Ziegelwand an der Westseite

 

Brown Flesh (vermutlich, gekauft als 'Veni Vidi Vici')...  braune kleine Fleischtomate mit würzigem Geschmack - hat mit der eigentlich anvisierten Veni Vidi Vici nichts zu tun, stand wohl in der Gärtnerei am falschen Platz, war aber dennoch ein guter Griff.

Interessant waren die 'Italienische Weinbergtomate' - eine sehr fest und fast grün bleibende kleinfrüchtige Sorte, die in gemischtem gedünsteten Gemüse und Soßen einen kräftig-würzigen Geschmack bringt.

Ganz das Gegenteil der würzigen Italienerin ist die 'Gelbe Pfirsichtomate' - weich, saftig und in sehr reifem Stadium von einem fruchtigen, obstigen Aroma, reift gut nach und ist lange lagerfähig

Bei Verkostungen probierte Sorten die ich sehr gut fand und unbedingt dieses Jahr pflanzen will:

'Allgäuer Schönheit', eine frühe, robuste und ertragreiche Fleischtomate (da man sie im Netz nicht leicht findet, es gibt sie bei - "Werbung" - der Biogärtnerei Herb in Kempten, wo sie auch ausgelesen wurde.

'Feuerwerk' eine rot - gelb geflammte Fleischtomate mit süß-würzigem Geschmack

'Schwarzer Prinz'  Auch als 'Black Prince' oder 'Tschernij Prinz' im Handel, stammt aus Irkutsk im Süden Sibiriens. Braunrote, späte Sorte. Sie gilt als die leckerste Fleischtomate, das könnte hinkommen.

'Marianna's Heart' - eine Sorte aus Südtirol, vielleicht eine Kreuzung aus 'Marianna' Peace'

'Teardrop' - geschmacklich intensiver Zwerg

Auch die grüne russische Fleischtomate 'Isumdronoje Jablonko' und die gelbe 'Earl of Edgecombe' haben mir sehr gut geschmeckt - die Kandidaten für den Anbau gehen wahrlich nicht aus!


Gut im Ertrag waren auch die 'Schlesische Himbeere', 'Vierländer Platte', 'Ruthje', 'Oma's Beste', 'Tica' (sehr robust und reich tragend, aber sehr spät, deshalb hier nicht so günstig). Ich würde sie alle wieder anbauen, aber die würzigeren Sorten sind uns lieber. 'Harzfeuer' hat eine starke Tendenz zu Grünkragen, passt wegen der kühlen Allgäuer Nächte also nicht so gut hierher. 'Bianca' ist robust, zuckersüß und sicher bei Kindern beliebt, aber ich mag lieber würzige als süße Tomaten. 'Columbianum' hat reich getragen, schmeckt auch gut und ist gut zum Trocknen - aber im Vergleich fand ich die Datteltomaten einfach besser. 'Wladiwostock' war auch ok, aber die Arche Noah Ochsenherz überzeugender. Die frühe Freilandtomate 'Clarita' wurde von der ähnlichen 'Hato' übertroffen.


Eingeweckte Tomaten - nicht von mir, sondern von der Biogärtnerei Herb



Flops

Eher mäßig bis hin zu völlig enttäuschend waren 'Brandywine' (hat recht schnell Braunfäule bekommen, auch geschmacklich eher fade), 'Black Keyes'  (schmächtiger Wuchs und minimaler Ertrag), 'Schwarzes Zebra' (stand an der Westseite, bekam Sonnenbrand und geschmacklich auch nicht überzeugend), 'British Breakfast' (immenser Ertrag, aber trocken-mehlig und kaum Aroma), 'Blu Osu' und 'Grappolino d'Iverno'. Mag sein, dass das an wärmeren Standorten alles gute Sorten sind, in unserem Garten auf 800 Metern Höhe waren sie jedenfalls kein Hit.

 

Das war jetzt mal der Überblick. Wer hat noch Tipps welche Sorten man unbedingt ausprobieren müsste?   

 

Zum Schluss noch ein Buchtipp, den ich als Werbung (unaufgefordert und unbezahlt) kennzeichnen muss:

Buchtipp: "Tomatenliebe - Wie Amore und die Olympische Flamme den Weg in meinen Garten fanden" von Melanie Grabner, Christine Weidenweber. Ulmer Verlag 2014.€ 24,90. (Kann portofrei direkt beim Verlag bestellt werden)

Die Gärtnermeisterin, Tomatenliebhaberin und -expertin  Melanie Grabner erzählt inspirierend und fundiert, wie man Tomaten aussät, pflegt, erntet und leckere  Tomatenköstlichkeiten kocht. Es werden 60 samenechte Tomatensorten umfassend beschrieben, Schadbilder und Krankheiten sowie Gegenmaßnahmen erklärt. Zusätzlich gibt es Extraseiten auf denen Menschen und Organisationen vorgestellt werden, die sich besonders für den Erhalt der Artenvielfalt der Tomate und alter Tomatensorten einsetzen. 

 





5 Kommentare:

  1. Bin begeistert!! Reinhard hatte zu wenig Zeit, sich um die Tomaten intensiv zu kümmern, für den täglichen Bedarf hat es wohl gereicht. Ich werde meine Samen mal vornehmen und zunächst mit Artischocken beginnen!!
    LG Sabine

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  2. Liebe Sabine, Reinhard hatte ja auch wirklich andere Sorgen... Welche Sorten habt ihr denn? Wenn dich von meinen etwas besonders interessiert,schick mir eine Mail, dann schicke ich dir ein Briefchen mit Samen..
    Liebe Grüße, Barbara

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  3. Hallo Barbara,

    noch alles Gute für 2022 und ein erfolgreiches Gartenjahr!
    Du hast tolle Tomatenfotos gepostet. Meine Ernte fiel mit gut 90kg auch zufriedenstellend aus, allerdings bei 80 Pflanzen. Solche Rispen wie bei dir hatte ich nicht.
    Womit düngst du?
    Meine Tomaten stehen fast alle draußen in einem großen Beet, ohne Überdachung.
    Einige wachsen im Topf an der Hauswand und nur sehr empfindliche oder neue Sorten kommen ins Gewächshaus.
    Es sind viele Fleischtomaten darunter. Das ganze Farbspektrum von Weiß bis Schwarz. Vor allem süße Sorten.
    'Feuerwerk' , Rispen und 'Black and Red Boar' finde ich von deinen besonders ansprechend. Falls du Samen übrig hast, kannst du mir gern welche schicken,
    Ich lasse dir auch gern eine Liste meiner Sorten zukommen.
    Liebe Grüße aus Berlin,Ulrike

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    1. Liebe Ulrike,dir auch alles Gute für das noch frische Jahr und vor allem viel Freude im Garten! Zur Düngung: ich habe in den Töpfen etwa 1/3 reifen Kompost verwendet, bei den anderen Pflanzen etwa 3 Liter. Alle haben eine Handvoll klein geschnittene Brennesseln ganz unten ins Pflanzloch bekommen und etwas Holzasche. Als Stickstoffvorrat noch jede eine Handvoll Hornspäne (nicht Gries, der zersetzt sich zu schnell). Eine gute Alternative zu den Hornspänen suche ich noch. Anbau ohne Dach kann ich im Allgäu vergessen, da gehen nur sehr wenige Sorten! Samen kann ich dir gern schicken, von Feuerwerk nur sehr wenige. Die Rispentomate ist noch nicht stabil, da können Abweichungen draus werden. Schick mir gern deine Liste, würde mich freuen! Da bräuchte ich nur deine Adresse... Liebe Grüße nach Berlin, Barbara

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  4. Danke für die Tipps.
    Die Hornspäne werde ich probieren.
    zuletzt gab es für alle Tomaten bereits Holzasche (obenauf), verdünnte Brennesseljauche ca alle 3 Wochen, im Herbst eingearbeiteten Pferdemist (dieses Jahr nicht) und ins Pflanzloch reichlich Kompost (nicht richtig reif, es wuchsen zahlreiche zusätzliche Salatpflanzen). Auf Pferdemist verzichte ich heuer, dafür werde ich mit den Blättern vom Schilf dick mulchen. Zwischen den Reihen kommt wieder ein Damm mit Salatpflanzen. Kapuzinerkresse darf auch nicht fehlen.
    Liebe Grüße!

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Und nochmal - Tomaten!

Wenn es hier so weiter geht, dann wird das noch ein Tomatenblog... aber so weit kommt es hoffentlich dann doch nicht! Aber es ist halt so da...